Karneval-Projekt Kinderrechte? „Kenne ich nicht.“ So war die traurige, fast ausschließliche Reaktion von rund 50 Düsseldorfern im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren in einem tollen Projekt, dass der Verein „Krass“ seit September wöchentlich in zwei Seiteinsteigerklassen durchführt. Im Rahmen des von Libelle und Kinderschutzbund ausgerufenen Kinderrechtejahres in Düsseldorf bringt „Krass“ Schüler der Anne-Frank-Realschule und der Gesamtschule Stettiner Straße auf den Rosenmontagszug. Und das mit einem eigenen Wagen – gebaut in Zusammenarbeit mit keinem geringeren als Wagenbau-Experte Jacques Tilly. Krass-Gründerin Claudia Seidensticker ist merklich stolz auf diese Premiere: „Es ist so schön, zu sehen, mit welcher Freude und Engagement so viele Menschen dabei sind!“ Der Verein, der mit vielen Angeboten benachteiligte Kinder und Jugendliche für Kunst begeistert und so verschiedene Kulturen zusammenführt, wird in diesem Jahre stolze 10 Jahre alt. Rund 150 Ehrenamtler und 23 Honorarkünstler engagieren sich hier. Die Idee, in diesem Jahr eine besondere Premiere auf dem Rosenmontagszug zu feiern, war bereits nach den ersten Vorbereitungstreffen des Kinderrechtejahres 2019 geboren: „Ich habe mich gefragt, wie kann man am öffentlichkeitswirksamsten auf das Thema Kinderrechte hinweisen – da liegt in Düsseldorf natürlich der Karneval ganz nahe!“ Und so kontaktierte Seidensticker das Comittee Düsseldorfer Karneval (CC) und Jacques Tilly, und: „Alle waren sofort begeistert und mit viel Herzblut bei der Sache.“
Fehlte nur das liebe Geld…denn ein Auftritt mit Wagen am Rosenmontagszug muss erst einmal finanziell gestemmt werden. Möglich machen das die drei großen Hauptsponsoren: Projekt-Initiator Metro AG, Sonnen-Herzog und die Elsa hilft gGmbH. „Ohne die würde das gar nicht gehen“, so Seidensticker. Seit September wird wöchentlich in beiden Schulen am Projekt gearbeitet. Die Teilnehmer sind Geflüchtete aus dem Iran, Syrien, aber auch Thailänder sowie europäische Wirtschaftsflüchtlinge, zum Beispiel aus Spanien. „Hier mussten als erstes Sprach- und Kulturbarrieren überwunden werden. Dazu haben wir auch mit vielen Übersetzern zusammengearbeitet. Das Thema Kinderrecht war traurigerweise eigentlich keinem der Schüler bekannt.“ Ebenso wenig der Karneval. Doch die Kinder haben das kreative Projekt dankend angenommen. Das Thema Arche Noah lag nahe und so präsentieren sich in Trommelfußgruppe und Wagenbesetzung verschiedene Tierarten im Doppelpack wie Elefant, Löwe, Fledermaus oder Zebra. „Natürlich sind die Kostüme alle selbst im Projekt kreiert worden. Und die Geschichte der Arche Noah verbindet, denn sie ist sowohl in der christlichen als auch in der islamischen Welt bekannt.“
Libelle Magazin vom 20.02.2019