Schlagwort: Kulturelle bildung

  • Claudia Seidensticker spricht mit MINTvernetzt über KRASS

    Claudia Seidensticker spricht mit MINTvernetzt über KRASS

    „Am Anfang saßen wir da und kein Kind kam“

    Im Interview mit MINTvernetzt sprach Claudia Seidensticker über die Gründung und Entwicklung von KRASS, einem kreativen Bildungsprojekt für Kinder und Jugendliche.

    Die Idee für KRASS entstand 2005 nach einem schweren Verkehrsunfall, der Claudia Seidensticker zwang, sich neu zu orientieren. Inspiriert von ihrer Leidenschaft für Kunstvermittlung und die Arbeit mit Kindern gründete sie zunächst ein Kinderatelier. Um Aufmerksamkeit zu gewinnen, setzte sie gleich auf einen spektakulären Start: Mit dem Aufbau des weltgrößten Kinderateliers gelang es ihr, einen Weltrekord aufzustellen und damit sowohl Medienpräsenz als auch Fördermittel zu sichern.

    Erfolg durch „mobilen Ansatz“

    Doch der Erfolg im Atelier reichte nicht aus, um Kinder zu erreichen. Schnell erkannte Seidensticker, dass die Zielgruppe nicht einfach zu ihr kommen würde. Die Lösung war ein mobiler Ansatz: Ein Bus, ausgestattet mit Malutensilien, brachte die Angebote direkt dorthin, wo Kinder und Jugendliche ihre Nachmittage verbrachten. Unterstützt wurden sie dabei von Streetworker:innen, die die Standorte ermittelten und den Erstkontakt erleichterten.

    Formate für Kinder und Jugendliche

    KRASS bietet unterschiedliche Formate für verschiedene Altersgruppen an. Während jüngere Kinder oft auf Spielplätzen anzutreffen sind, erfordern Jugendliche kreative Wege, um sie zu erreichen. Dazu zählen beispielsweise mobile Tonstudios an Sportplätzen oder Hinterhöfen. Langfristige Beziehungen sind für Seidensticker essenziell, da nur kontinuierliche Angebote Kindern die Möglichkeit geben, ihre Ideen und Gefühle zu entwickeln und ihre eigene Stimme zu finden.

    Hemmschwellen abbauen, Neugier wecken

    Die Ansprache bildungsbenachteiligter Kinder unterscheidet sich bewusst von der an Kinder aus privilegierten Verhältnissen. Mobile, auffällige Busse helfen, Hemmschwellen abzubauen und Neugier zu wecken. Insgesamt setzt KRASS rund 18 Bildungsprojekte um, die von einem Team aus hauptamtlichen Fachkräften und Ehrenamtlichen getragen werden. Besonders wichtig ist Seidensticker, dass Künstler:innen für ihre Arbeit bezahlt werden. So lernen Kinder von Profis und erleben künstlerische Berufe hautnah, während gleichzeitig Vielfalt und fachliche Qualität gewährleistet werden.

    Teilhabe, Teamgeist, Toleranz

    Für Claudia Seidensticker ist kulturelle Bildung nicht nur ein kreatives Angebot, sondern ein entscheidender Baustein für soziale Teilhabe. Sie stärkt Teamgeist, Toleranz, Verantwortungsgefühl und die Fähigkeit, kritisch zu reflektieren. KRASS misst den Erfolg dieser Angebote durch eine sogenannte „Wirkungstreppe“: Von der ersten Teilnahme bis zu individuellen Stipendien werden Fortschritte sichtbar gemacht – ein Beispiel ist ein Mädchen, das durch KRASS zur erfolgreichen Grafikdesign-Studentin wurde.

    KRASS zeigt damit, wie Kunst und Kultur Kinder und Jugendliche fördern, Perspektiven öffnen und soziale Teilhabe ermöglichen – und dass kreative Bildungsarbeit vor allem dann wirkt, wenn sie nachhaltig, professionell und vielfältig gestaltet ist.

    Hier können Sie das ganze Interview lesen.